Stadtratswahl 2019: Die Kandidierenden und der Alte Leipziger Bahnhof

26. Mai 2019. Die Dresdnerinnen und Dresdner wählen einen neuen Stadtrat. Sie bestimmen damit auch über die Zukunft des Alten Leipziger Bahnhofs.

Wird der Beschluß zur Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans zugunsten der GLOBUS Handelsgesellschaft aufgehoben? Wird der Masterplan ohne GLOBUS vorangetrieben werden? Wie stark – und wie geschickt  –  wird die Stadtgesellschaft, vertreten durch die  Bürgermeister und den Rat, von ihrer Gestaltungshoheit Gebrauch machen?

Das haben wir uns gefragt, und das haben wir auch die Menschen gefragt, die in den  Wahlkreisen  02 (Neustadt) oder 03 (Pieschen) für den Stadtrat kandidieren. (Wir haben es den Parteien überlassen, den jeweiligen Kandidaten zu benennen.)

Konkret lauteten unsere Fragen:

  1. Was ist Ihnen am wichtigsten an der künftigen Entwicklung des Alten Leipziger Bahnhofs und der angrenzenden neuen Quartiere bis zum Puschkinplatz?
  2. Wie stehen Sie zu einer Bürgerbeteiligung zur Entwicklung der Leipziger Vorstadt?
  3. Wie würden Sie die weitere Entwicklung unterstützen? Welche Rolle sehen Sie für sich persönlich und für den Stadtrat dabei?

Fünf Kandidierende haben sich dazu geäußert (in der Reihenfolge des Posteingangs):
Veit Böhm (CDU), Pia Barkow (LINKE), Martin Schulte-Wissermann (PIRATEN), Kati Bischoffberger (GRÜNE) und Stefan Engel (SPD).
In der Galerie sind die offiziellen Porträts der Parteien zum aktuellen Wahlkampf zu sehen.

Hier die Antworten im Wortlaut:

Veit Böhm

  1. Mir ist zunächst sehr wichtig, dass mit Globus eine einvernehmliche Lösung für einen anderen Standort und für die Entwicklung der Flächen am alten Leipziger Bahnhof gefunden wird (und auch mit den anderen Grundstückseigentümern). Andernfalls wird es auf absehbare Zeit keine Entwicklung an diesem Standort geben. Weiterhin, dass im Zuge einer Standortentwicklung auch eine Lösung für die Sanierung und sinnvolle zukünftige Nutzung des alten Leipziger Bahnhofs gefunden wird.
  2. Von der Verwaltung ist eine umfangreiche Bürgerbeteiligung (analog Königsufer) angedacht. Ich finde das ist ein guter Ansatz für eine Bürgerbeteiligung. Weiteres wird sich im Verfahren ergeben.
  3. Zur Ehrlichkeit gehört, dass der Stadt Dresden die Flächen nicht gehören und somit Politik nur eine moderierende Rolle übernehmen kann. Dabei möchte ich gern weiter unterstützen. Enteignungen in der ein oder anderen Form lehne ich ab. Zumal gegen den Willen der Grundstückseigentümer kaum eine kurz- und mittelfristige Standortentwicklung möglich ist.

Pia Barkow

  1.   Das Quartier als Ganzes soll zu einem lebendigen Stadtquartier entwickelt werden mit einer Mischung aus Wohnen, Kultur und Kreativräumen. Dabei soll der Alte Leipziger Bahnhof als Technisches Denkmal und Gedenkstätte integriert werden.
  2.   Eine umfassende und vor allem frühzeitige Bürgerbeteiligung ist mir sehr wichtig. Die Menschen vor Ort und vor allem diejenigen, die aktuell auf dem Gebiet aktiv sind – z. B. im Künstlerhaus, auf dem Wagenplatz, in der Blauen Fabrik – sollen in die Entwicklung des Gebietes von Anfang an einbezogen werden.
  3.   Als Linksfraktion haben wir in den vergangenen fünf Jahren mehrere Anträge eingereicht, die genau diese Entwicklung des Areals zum Ziel hatten. Auch in der kommenden Wahlperiode wollen wir als LINKE den Prozess voran treiben und aktiv begleiten.

Martin Schulte-Wissermann

  1.   Das Areal um den Leipziger Bahnhof ist riesig! Daher ist es wichtig zu erkennen, dass hier ein Pieschen und die Neustadt verbindendes Stadtviertel neu entstehen wird. Ein Stadtviertel braucht mehr als nur Häuser. Es braucht ein Zentrum mit kleinen Geschäften und Cafes, es braucht eine gute Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Freizeitnutzung – und schließlich braucht es auch Grün und eine gute, fußläufige Durchwegbarkeit. Hier kann „die Stadt der kurzen Wege“ Realität werden [https://www.piraten-dresden.de/themen/wahlprogramm/#Stadt_der_kurzen_Wege-Walkable_City].
  2.   Bürgerbeteiligung kann bei der Planung des neuen Stadtteils nicht nur aus einer klassischen Einwohnerversammlung bestehen. Auch sollte weder die Stadt noch ein Investor allein die Planungen betreiben. Wir brauchen vielmehr einen partizipativen Ansatz, der alle Akteure von Anfang an mit in die Planungen einbindet [https://www.piraten-dresden.de/themen/wahlprogramm/#Partizipativer_Ansatz_bei_der_Stadtraumentwicklung ]. Alle zusammen – die Stadt, Investoren, Vereine und Initiativen vor Ort, Genossenschaften, Bauherrengemeinschaften … jeder, der eine konkrete Vision für den Stadtteil hat, muss bei den Planungen aktiv beteiligt und berücksichtigt werden. Es geht ja nicht darum, „irgendetwas“ zu bauen – es geht darum, dass der neue Stadtteil später auch funktioniert und mit Leben gefüllt wird.
  3.   Ich werde bis zum Umfallen dafür kämpfen, dass das Areal um den Leipziger Bahnhof nicht für einen Investor für einen Hypermarkt oder gar für Industrie geopfert wird. Wir brauchen hier soziales Wohnen in einem schönen neuen Stadtteil. Der Stadtrat muss hier selbstbewusst und aktiv handeln. Der jetzige Bebauungsplan für Globus ist aufzuheben und ein neuer Bebauungsplan für ein Stadtviertel ist zu entwickeln. So kann die Vision der PIRATEN Wirklichkeit werden, ein neues und dringend gebrauchtes Wohn- und Lebensquartier zu schaffen [https://www.piraten-dresden.de/themen/wahlprogramm/#Zielvorgaben_fuer_Bebauungsplan_Leipziger_Vorstadt].

Kati Bischoffberger

  1.   Das Gebiet um den Alten Leipziger Bahnhof muss etwas Besseres werden als ein großes Einkaufscenter mit Megabetonwüstenparkplatz!   Gemeinwohl geht vor privatem Interesse an Profitmaximierung!   Das Gebiet vom Puschkin Platz bis zum Alten Leipziger Bahnhof ist ein Juwel, wie es Frau Dr. Brombacher, die Sprecherin der Bürgerinitiative so schön formulierte!   Ja, es ist ein Edelstein, ein noch unentwickeltes Gebiet voller Potentiale, zentrumsnah, elbnah, verkehrlich bestens angebunden! Es ist die Chance, mal wirklich ein richtig schönes neues lebendiges, quirliges Stadtviertel entstehen zu lassen.
  2.   Bürgerbeteiligung unbedingt! Stadtentwicklung sollte immer gemeinsam mit den Dresdnerinnen und Dresdnern passieren! Wir wünschen uns verantwortungsbewusste Bürger*innen, also muss es auch die Möglichkeit geben, Verantwortung zu übernehmen!   Ich habe die Vision eines moderierten Beteiligungsprozesses mit einem mehrstufigen Wettbewerbsverfahren: Raum für sprudelnde Ideen! Ein buntes Stadtquartier lebt von Grün, von Cafés, von Kultur, von vielem mehr, vor allem aber von einem gemeinschaftlichen Miteinander. Um dies zu erzeugen, ist es völlig logisch, dass man schon bei den Planungen im Miteinander anfangen muss!
  3.   Wie? Mit meinem ganzem Herzen! Vor allem gemeinsam mit Dresdner*innen die Lust haben, das neue Quartier mit zu gestalten. Selbstverständlich gehören dazu die Grundeigentümer, Experten der Stadtplanung, Entscheidungsträger aus der Politik und alle, die eine Beziehung zu dem Gebiet haben oder dort leben möchten  – eben alle die wichtig sind! Ich setze mich seit 7 Jahren (zuerst als Ortsbeirätin, seit 5 Jahren als Stadträtin) aktiv für eine lebenswerte Zukunft des Areals ein und werde alle mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfen – für ein neues grünes Stadtquartier, das Pieschen mit dem Stadtzentrum auf schönste Weise verbindet.

Stefan Engel

  1. Mein Ziel ist die Schaffung eines wirklich durchmischten und lebendigen Stadtteils, der Pieschen und die Neustadt gelungen verbindet. Dazu gehören für mich vor allem bezahlbare Wohnungen, Raum für kulturelle Nutzungen, Grünflächen und kleinteiliger Einzelhandel. Aber auch die wechselhafte Geschichte des Ortes muss sichtbarer Teil einer neuen Nutzung sein.
    Damit dieser Wunsch gelingt, muss kurzfristig eine Lösung für das Areal am Alten Leipziger Bahnhof her. Die SPD hat daher zusammen mit den Grünen erneut die Initiative gestartet, den alten Bebauungsplan aufzuheben. Ein riesiger Einkaufsmarkt erzeugt wahnsinnig viel Verkehr und bedroht auch den gewachsenen Einzelhandel in Pieschen und der Neustadt. Ein Ersatzstandort für Globus an anderer Stelle in Dresden wäre ein Kompromiss, der zwar schmerzhaft ist, aber Teil einer einvernehmlichen Lösung sein könnte. Damit die Stadt wirklich wirksam Einfluss auf die Entwicklung in der Leipziger Vorstadt nehmen kann, sollte ein teilweiser Flächenkauf durch die öffentliche Hand geprüft werden.
  2. Eine frühzeitige Bürgerbeteiligung ist für mich bei der weiteren Entwicklung unverzichtbar. Politische Entscheidungsträger, Stadtverwaltung, interessierte Bürger, Flächeneigentümer, derzeitige Nutzer und Initiativen müssen an einen Tisch. Die vielen unterschiedlichen Ideen müssen vor einer detaillierten Planung grundsätzlich zusammen diskutiert werden. In weiteren Planungsschritten kann ich mir Modelle wie z.B. Bürgerwerkstätten gut vorstellen, bei denen Interessierte ganz konkret in die Gestaltung von Teilabschnitten einbezogen werden. Das hat beim Grünzug Gehestraße sehr gut funktioniert.
  3. Als Stadtbezirksbeirat in Pieschen und ggf. zukünftiger Stadtrat sehe ich meine Rolle vor allem darin, den weiteren Prozess zu moderieren. Wichtige Ziele und die Interessen der umliegenden Stadtteile dürfen dabei aber nicht in Vergessenheit geraten. Uns bietet sich an dieser Stelle eine deutschlandweit fast einmalige Möglichkeit, in einer sehr zentralen Lage einer Halbmillionenstadt ein ganz neues Stadtquartier zu gestalten. Dabei muss die gerechte und nachhaltige Entwicklung unserer Stadt im Mittelpunkt stehen, nicht in erster Linie die Interessen der Investoren.

Der Kandidat der FDP, Stefan Scharf, hat zwar an unserer Podiumsdiskussion am 26. April 2019 teilgenommen, aber keine schriftlichen Antworten auf unsere Wahlprüfsteine zur Verfügung gestellt.

Jane’s Walk 2019 am Alten Leipziger Bahnhof

4. Mai 2019. Es goß Bindfäden. Gleich nebenan zog die Tolerade dröhnend auf der Albertstraße vorbei. In allen drei Unterführungen unter dem Bahndamm Richtung Marienbrücke  hallten die Baßrhythmen wider. Vollsperrung, schon seit einer halben Stunde und noch weitere 30 Minuten. Kein Durchkommen. Da würde sowieso niemand kommen zum diesjährigen Stadterkundungsgang auf den Spuren von Jane Jacobs am Alten Leipziger Bahnhof im Rahmen des diesjährigen Jane’s Walk Festival Dresden
Aber dann tauchten doch zehn Unbeirrbare aus dem Grau und dem Lärm auf, und gemeinsam gestalteten wir einen Rundgang, der uns alle überraschte und inspirierte.

Im ersten Teil ging es kurz um die Geschichte des Bahnhofs und dann etwas ausführlicher um die Ideen von Jane Jacobs zur Lebendigkeit und zu den spezifischen Qualitäten von urbanen Räumen. Sie hat diese Idee in bewußter Abgrenzung von der „togetherness“ von Kleinstädten oder Dörfern entwickelt. Sie leitet sie vor allem aus eigener Anschauung ab (heute würde man sagen: durch „teilnehmende Beobachtung“ und „Mikrostudien“), indem sie sanierte und unsanierte Viertel in amerikanischen Großstädten aufsucht und mit den Bewohnern spricht. Sie interessiert sich dabei besonders für das Straßenleben, also das Leben auf den Bürgersteigen und Plätzen und in den Stadtteilparks. Sie zerlegt mit dieser Herangehensweise die Allmachtsphantasien von Stadtplanern, aber sie warnt auch eindringlich vor Romantizismen und gibt praktische Empfehlungen für die Gestaltung dieser öffentlichen Räume.

Der zweite Teil entwickelte sich dann spontan, weil ein Aktiver aus dem Verein Hanse 3 dabei war. Er führte uns durch den Wagenplatz und in die Räume des ehemaligen Verwaltungsgebäudes, wo wir noch lange intensiv diskutierten und bald bei der Grundsatzfrage angelangt waren, wieviel Gestaltungsraum uns die heutigen politischen und immobilienwirtschaftlichen Verhältnisse denn tatsächlich lassen.

Am Schluß stand auf einmal eine Idee im Raum. Wie wäre es mit einem gemeinsamen Abendessen von Aktiven aus allen Initiativen, die sich derzeit um den Alten Leipziger Bahnhof bemühen?
Also: Hanse 3, Blaue Fabrik, Wagenplatz und Initiative Wohnen am Leipziger Bahnhof.  Mit Pizza  aus dem eigend dafür gemauerten Ofen in der Hanse 3. Und mit langer Tafel entweder im Hof unter der frisch installierten Lichterkette oder, bei schlechtem Wetter, in der Galerie.
Auf daß GLOBUS uns nicht weiter spalte!
Wir hoffen, daß das bald zustandekommt!

Eigentlich war noch einen dritter Teil geplant, nämlich eine Erkundung des Geländes auf eigene Faust anhand eines Lageplans und anhand von vier Leitfragen. Den können alle Interessierten nun auch individuell nachholen. Ladet einfach den Fragebogen mit Lageplan herunter und zieht los!

Ein Teilnehmer unseres Erkundungsgangs hat es vorgemacht. Seine Antworten gibt es hier (als pdf).

Walk with Jane… 2019

Am kommenden Sonnabend, 4. Mai 2019, greifen wir die schöne Erfindung aus dem Vorjahr wieder auf und veranstalten im Rahmen des Jane’s Walk Festival Dresden einen weiteren Spaziergang rund um den Alten Leipziger Bahnhof.  Diesmal werden die Ideen von Jane Jacobs höchstpersönlich Anlaß für Beobachtungen und Reflektionen sein. Sie sind herzlich dazu eingeladen! Wir treffen uns um 15 Uhr am ehemaligen Haupteingang an der Ecke Leipziger Straße/Bahnhofstraße (jetzt Hertz-Autovermietung).

26.4.2019 Eine Zukunft ohne GLOBUS? Podiumsdiskussion mit Stadtratskandidaten

Die Bürgerinitiative Wohnen am Leipziger Bahnhof veranstaltet anlässlich der kommenden Wahl des Dresdner Stadtrats eine Diskussionsveranstaltung mit Kandidaten und Kandidatinnen aus den Wahlkreisen Pieschen und Neustadt zum Thema:

Neue Vielfalt für den [Alten] Leipziger Bahnhof  –  Eine Zukunft ohne Globus-Markt?

Freitag, 26.04.2019, um 19 Uhr
in der Blauen Fabrik (Eisenbahnstraße 1)

Der Beigeordnete für Stadtentwicklung Raoul Schmidt-Lamontain wird zum Auftakt Möglichkeiten zur zukünftigen Entwicklung des Geländes und zu einer Bürgerbeteiligung darstellen.

Es folgt eine Runde mit kurzen Stellungnahmen von Kandidaten und Kandidatinnen für den Stadtrat zu folgenden Fragen:

  • Was ist Ihnen am Wichtigsten an der künftigen Entwicklung des Alten Leipziger Bahnhofs und der angrenzenden neuen Quartiere bis zum Puschkinplatz?
  • Wie stehen Sie zu einer Bürgerbeteiligung zur Entwicklung der Leipziger Vorstadt?
  • Wie würden Sie die weitere Entwicklung unterstützen? Welche Rolle sehen Sie für sich persönlich und für den Stadtrat dabei?

Anschließend wird die Debatte geöffnet für Fragen und Meinungen aus dem Publikum. Wir freuen uns auf einen lebhaften Gedankenaustausch!

Von den für die Kommunalwahl kandidierenden Parteien haben bislang zugesagt:

  • CDU (Vertreter wird noch benannt)
  • SPD mit Stefan Engel (Kandidat Pieschen)
  • Die LINKE  mit Pia Parkow (amtierende Stadträtin und Kandidatin Pieschen)
  • Bündnis 90/Die Grünen mit Kati Bischoffberger (amtierende Stadträtin und Kandidatin Pieschen)
  • Die Piraten mit Dr. Martin Schulte-Wissermann (amtierender Stadtrat und Kandidat Neustadt)
  • FDP mit Stefan Scharf (Kandidat Pieschen)

Moderiert wird der Abend von Dr. Judith Brombacher, Sprecherin der Initiative Wohnen am Leipziger Bahnhof.

Wir bemühen uns darum, im Anschluß an die Podiumsdiskussion noch Gespräche in kleineren Runden bei einem angenehmen Getränk zu ermöglichen.

160 Entwürfe

Das Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs steht im Frühjahr 2019 im Fokus der Aufmerksamkeit von rund 160 Studierenden der TU Dresden.

Im Rahmen der Intensivwochen am Institut für Städtebau und Regionalplanung entwickeln die angehenden Architektinnen und Architekten Entwürfe für „Wunschhäuser“ und Nachbarschaften, erweitern diese Ideen in ein städtebauliches System und formulieren schließlich dazu eine bildliche Vision.

Die Ergebnisse werden am Freitag, 8. März 2019, ab 10 Uhr öffentlich  präsentiert und prämiert. Interessierte sind herzlich willkommen! Wo ? Im Zelleschen Weg 17, BZW B006.

Ausführliche Beschreibung im Netz unter:
https://tu-dresden.de/bu/architektur/istb/stbe/studium/lehrveranstaltungen-1/kleiner-entwurf    (Stand 14. Februar 2019)

Dresden – Alter Leipziger Bahnhof
Grundlagen Städtebau, Prof. Manuel Bäumler, WS 2018/19

Drei Wochen – Drei Phasen
Montag 18.02.2019, 10 Uhr
Einführung AUFGABE 1 : Absicht. Wunschhaus und Nachbarschaften
Freitag 22.02.2019, 10 Uhr
Präsentation der Ergebnisse aus Aufgabe 1
Einführung AUFGABE 2 : Übersetzung. Systeme der Stadt
Freitag 01.03.2019, 10 Uhr
Präsentation der Ergebnisse aus Aufgabe 2
Einführung AUFGABE 3 : Inszenierung. Vermitteln einer Vision
Impulsvortrag „Bilder machen“ von Georg Lindenkreuz
Do. 07.03.2019, 16 Uhr
Räumung BZW B006, Aufbau der Ausstellung
Freitag 08.03.2019, 10 Uhr
Abschlussveranstaltung mit Präsentationen, Gästen und Preisverleihung

 

Kooperative Baulandentwicklung in Dresden

10. Januar 2019 – Pressemitteilung

Die Verwaltung der Landeshauptstadt Dresden hat ein Modell entwickelt, um Verhandlungen mit Investoren über größere Bauvorhaben in der Stadt strukturierter zu führen und um von dem dabei entstehenden Mehrwert auch Belange des Gemeinwohls in der Stadt profitieren zu lassen. Das Modell wurde Ende November 2018 vom Beigeordneten für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften Raoul Schmidt-Lamontain der Öffentlichkeit vorgestellt; das Amtsblatt berichtete darüber in der Ausgabe Nr. 48/2018 vom 29.11.2018 (pdf -> Seite 10). Am 9. Januar 2019 veröffentlichte die Sächsische Zeitung einen Bericht über die Haltung von Vertretern verschiedener Immobilienunternehmen zu diesem Modell (online-Version, kostenpflichtig). Sie äußern darin große Skepsis.

Unsere Initiative dagegen sieht in dem Vorhaben ein dringend benötigtes Instrument, um öffentliche und private Interessen in der Dresdner Stadtentwicklung besser auszugleichen. Dazu haben wir am 10. Januar 2019 eine Pressemitteilung veröffentlicht:

Bürgerinitiative unterstützt Modell der Stadtverwaltung zur kooperativen Baulandentwicklung

Die Bürgerinitiative Wohnen am Leipziger Bahnhof unterstützt das aktuell von der Stadtverwaltung vorgestellte Modell für kooperative Baulandentwicklung. Dieses fordert u.a., bei Bebauungsplänen mit Wohnungen künftig 30 Prozent der Geschossfläche als geförderten mietpreis- und belegungsgebundenen Wohnungsbau zu entwickeln. Kleinere Bauvorhaben sind davon ausgenommen. Das Ziel des Modells ist, bezahlbaren Wohnraum, Räume für die Kultur- und Kreativwirtschaft sowie von Grünflächen in der sich verdichtenden Stadt zu sichern. „Dieses Vorhaben steht in Einklang mit den Zielen unserer Initiative für eine gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung“, äußert sich Anja Osiander von der Bürgerinitiative.

Den derzeit geäußerten Bedenken von Bauträgern und Investoren, dass diese Forderungen aufgrund stark steigender Grundstückspreise das Bauen in Dresden in Zukunft für sie nicht mehr rentabel mache, entgegnet Erika Schmidt, ebenfalls in der Initiative aktiv:

„Dresden kommt mit diesem Modell den Forderungen des Grundgesetzes nach. Dieses stellt in Artikel 14 klar: ‚Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.’ “

Die Bürgerinitiative sieht die Sicherung des öffentlichen Interesses durch dieses Modell gewahrt.

„Zudem gewährleistet diese Vorgehensweise die gleichen Spielregeln für jeden Bebauungsplan und damit eine Gleichbehandlung aller Investoren.“

Den Bedenken der Bauträger über die ökonomischen Auswirkungen der Vorgaben der Stadtverwaltung hält Judith Brombacher, Sprecherin der Bürgerinitiative entgegen:

„Diese Regelungen sind in Berlin, München, Hamburg und Freiburg eingeführt. Das sind Städte mit Grundstückspreisen, die weit über den Dresdner Verhältnissen liegen. Wenn diese Vorgaben dort ökonomisch nicht zur Unrentabilität führen, ist unter Dresdner Verhältnissen auch nicht damit zu rechnen.“

Ergänzung 17. Januar:
Der politische Kampf darum ist jetzt eingeläutet, weil die Vorlage am Montag (14.1.) offiziell in den Stadtrat eingebracht worden ist. Sie wird überwiegend nichtöffentlich in den Gremien beraten werden und soll am 11. April im Stadtrat zur Abstimmung kommen.
Die Vorlage findet sich im Ratsinformationssystem hier (V2804/18):
http://ratsinfo.dresden.de/vo0050.php?__kvonr=16139

Offener Brief an die CDU-Fraktion im Stadtrat

22.Oktober 2018 

Die Sprecherin der Initiative „Wohnen am Leipziger Bahnhof“, Judith Brombacher, hat mit einem offenen Brief auf eine Pressemitteilung der CDU-Fraktion im Dresdner Stadtrat reagiert. Den Hintergrund für diesen Schlagabtausch bilden die Verhandlungen der Stadt mit dem Unternehmen GLOBUS über einen Ausweichstandort für den geplanten Einzelhandelsmarkt im Großformat (8000 Quadratmeter Verkaufsfläche; mehr als 1000 Parkplätze).

Kurz zur Vorgeschichte:
Nach intensiven Sondierungen zwischen Stadt und Unternehmen über mehrere Monate hinweg hatte die Unternehmensleitung von GLOBUS in St. Wendel bei Saarbrücken am 16. Juli 2018 alle angebotenen Alternativen für unzureichend erklärt. Darüber informierte der zuständige Bürgermeister den Stadtrat in einem Bericht  vom 24. September. Daraufhin veröffentlichte der baupolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Gunter Thiele, eine Pressemitteilung, in der er Investoren davor in Schutz nahm, daß sie gezwungen würden, sich „rot-rot-grünen Wohnungsbauphantasien“ zu beugen. Stattdessen forderte er einen  „anständigen Umgang“ mit Investoren wie GLOBUS. Das veranlaßte Judith Brombacher zu einer leidenschaftlichen Gegenrede in Form eines Leserbriefes an die Dresdner Neuesten Nachrichten (DNN).

Das Plädoyer von Judith Brombacher wurde in der Wochenendausgabe der DNN vom 6./7. Oktober 2018 an prominenter Stelle in vollem Wortlaut abgedruckt. Gleichzeitig sprachen sich in einer  digitalen Umfrage der Zeitung mehr als 1000 Leserinnen und Leser und damit 68% aller Abstimmenden  dafür aus, keinen GLOBUS-Markt am Alten Leipziger Bahnhof zu errichten. Wir haben diese beiden Dokumente am 18. Oktober an alle Mitglieder der CDU-Fraktion geschickt und eindringlich um ein Gespräch mit Vertretern unserer Initiative gebeten. Wir warten gespannt auf eine Antwort.

Hier können Sie die Details der Kontroverse nachvollziehen:

  • Zwischenbericht des zuständigen Bürgermeisters Raoul Schmidt-Lamontain an den Stadtrat zum Stand der Verhandlungen mit GLOBUS über einen Ausweichstandort (datiert vom 6.9.2018; weitergeleitet an die Stadträte am 24.9.2018)
  • Pressemitteilung der CDU-Fraktion im Dresdner Stadtrat zum Umgang mit GLOBUS  vom 1.10.2018
  • Leserbrief von Judith Brombacher an die DNN zur Pressemitteilung der CDU-Fraktion, veröffentlicht in der Wochenendausgabe vom 6./7.10.2018
    (als Zeitungsseiteals Textdokument)
  • Ergebnisse einer online-Umfrage der DNN zur Entwicklung des Alten Leipziger Bahnhofs (Stand 16.10.2018)
  • Begleitschreiben zur Übergabe des Leserbriefes und der Ergebnisse der DNN-Umfrage an die Mitglieder der CDU-Fraktion im Dresdner Stadtrat, im Fraktionsbüro übergeben am 18.10.2018

Stellungnahme zum Flächennutzungsplan

26. Juli 2018: Das Stadtplanungsamt hat den Flächennutzungsplan für Dresden überarbeitet. Die neue Fassung liegt noch bis zum 07. August öffentlich aus; in dieser Zeit können alle Dresdnerinnen und Dresdner dazu Stellung nehmen. Der Plan ist verbindlich für alle Handlungen der Behörden; er kann allerdings bei der Aufstellung von Bebauungsplänen durch den Stadtrat verändert werden.

Der aktuelle Entwurf sieht auf dem Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs *keinen* großflächigen Einzelhandel mehr vor. Das freut uns! In einer  Stellungnahme loben wir die neuen planerischen Zielsetzungen und schlagen noch einige Verbesserungen vor, unter anderem ein möglichst autofreies Quartier und noch mehr Grün.

Außerdem (und vor allem!) fordern wir für die weitere Bauleitplanung zu diesem Gebiet neue Verfahren für eine breite und aktive Beteiligung aller Interessierten. Damit hier wirklich lebendige Quartiere entstehen, müssen Verfahren gefunden werden, die weit über die gesetzlich vorgeschriebene Bürgerbeteiligung hinausgehen. Dafür werden wir uns auch weiterhin mit aller Kraft stark machen!

Lesen Sie unsere Stellungnahme im Wortlaut als pdf.

Ausschnitt aus dem Entwurf für einen neuen Flächennutzungsplan für Dresden, Stand 29.06.2018. Für das Gebiet des Alten Leipziger Bahnhofs sind Wohnen und Gewerbe, Grünverbindungen und Kultureinrichtungen vorgesehen, aber kein großflächiger Einzelhandel mehr. (Quelle: Ratsinformationssystem, Landeshauptstadt Dresden, V1939/17).

29.6.18 Stadtrat beschließt Masterplan ohne GLOBUS

Am 29. Juni 2018 hat der Dresdner Stadtrat nach lebhafter Debatte einen überarbeiteten Masterplan für das Gebiet nördlich der Leipziger Straße zwischen Bahnhofstraße und Puschkinplatz beschlossen. Darin wird ein großflächiger Einzelhandel ausdrücklich ausgeschlossen.

Folgende Stadträte haben sich an der Debatte beteiligt:

  • Martin Schulte-Wissermann (Piraten)
  • Thomas Löser (Bündnis 90/GRÜNE)
  • Franz-Josef Fischer (FDP – Freie Bürger)
  • Gunter Thiele (CDU)
  • Veit Böhm (ebenfalls CDU, widerspricht seinem Fraktionskollegen Thiele!)

Debatte und Abstimmung lassen sich in der Videoaufzeichnung aus dem Stadtrat nachvollziehen. Bitte vorspulen bis  Minute 00:52:50, Abstimmung ab 01:10:30:

Die Unterlagen zum Masterplan finden sich im Ratsinformationssystem:
http://ratsinfo.dresden.de/vo0050.php?__kvonr=13925&voselect=6510

Beschlossen wurde folgender Wortlaut:

„Der Stadtrat der Landeshauptstadt Dresden billigt den Masterplan Nr. 786.1 Leipziger Vorstadt/Neustädter Hafen und bestimmt den Masterplan Nr. 786.1 in Gestalt der Variante 1 (Anlage 2, Blatt 01) zur stadtentwicklungspolitischen Zielsetzung für das Bearbeitungsgebiet. Der Masterplan Nr. 786.1 in Gestalt der Variante 1 bildet die Grundlage für Bauleitplanung im Gebiet.
(…)
Eine Besonderheit der Leipziger Vorstadt ist der historische Alte Leipziger Bahnhof, der die Raumstruktur des Gebiets im östlichen Teil (Quartier 10, Variante 1) wesentlich bestimmt, der eine öffentliche kulturelle, museale oder/und Bildungsfunktion und gleichzeitig im variablen nördlichen Abschnitt eine Wohnnutzung beherbergen kann. Das Ziel ist der Erhalt der denkmalgeschützten Gebäude. Mit der städtebaulichen Figur stehen die Wahrung als Gebäudeensemble und städtebaulich-prägender Raum einschließlich der charakteristischen Bodenbeläge (teilw. bestehende Gleisanlagen, Schotterbett) im Vordergrund.“ (Seiten 2 und 8 der Beschlußvorlage)

Hier der Beschluß als Ausschnitt aus dem zugehörigen Lageplan (bzw. Original als pdf ):

Ideenpapier


6. Juni 2018        Ideenpapier

Dresdner Baukultur im 21. Jahrhundert – Ein Programm für das Gebiet am Alten Leipziger Bahnhof

Schrittchen für Schrittchen bewegen die Gremien der Stadt Dresden sich weg von der Idee eines Großmarktes am Alten Leipziger Bahnhof. Damit wird der Weg frei dafür, das Potential dieses Ortes wie auch der angrenzenden Quartiere für die Zukunft von Dresden neu in den Blick zu nehmen.
Die Initiative „Wohnen am Leipziger Bahnhof“ möchte diese Debatte nach Kräften anregen. Dazu haben wir ein Ideenpapier verfaßt und am 6. Juni 2018 an alle Stadträte sowie an die Beigeordneten Herrn Schmidt-Lamontain (Stadtentwicklung) und Frau Klepsch (Kultur) geschickt. Die darin formulierten Gedanken werden u.a. von Herrn Prof. Glaser (ehem. sächsischer Landeskonservator) und von Uwe Brösdorf, dem Vorsitzenden des Bundes Deutscher Architekten/Landesverband Sachsen, unterstützt.

Im Kern geht es darum, über die übliche Bauleitplanung hinaus eine zukunftweisende, international beachtete Planung für das Gebiet zu initiieren. Dazu schlagen wir vor, neue Formen von Planungswettbewerben zu entwickeln, die künftigen Nutzer*innen intensiv einzubinden und den gesamten Prozeß mit der Bewerbung Dresden als Kulturhauptstadt Europas für das Jahr 2025 zu verbinden.
Einbezogen werden soll das gesamte Gebiet nördlich der Leipziger Straße zwischen dem Bahnhof Dresden-Neustadt und dem Puschkinplatz. Dieses historisch bedeutende ehemalige Industriegebiet bietet viel Raum für einen echten städtebaulichen Aufbruch – ähnlich wie die Gartenstadt Hellerau zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. In Hellerau erlangte eine umfassende städtebauliche und gestalterische Reformbewegung internationale Bedeutung. Ähnliches ist jetzt am Alten Leipziger Bahnhof möglich.

Das Motiv des Miteinanders bildet in der Bewerbung Dresdens als Kulturhauptstadt ein zentrales Element. Miteinander – damit ist auch die aktive Auseinandersetzung und gemeinsame Willensbildung von allen Dresdnerinnen und Dresdnern gemeint. Wie wichtig das ist, zeigt sich nirgendwo deutlicher als im Städtebau: Gute Quartiere und lebenswerte Städte entstehen – davon sind wir überzeugt – heutzutage nur durch intensive Beteiligung von Allen, die dort leben, arbeiten, Geld verdienen, genießen oder etwas gestalten wollen.

Deshalb schlagen wir vor, genau hier und genau jetzt neue Wege in der Stadtplanung für Dresden und für Europa zu gehen. So schaffen wir  langfristig einen neuen Anziehungspunkt in Dresden – für Einheimische und Gäste!

>> Weiterlesen: Das Ideenpapier als pdf

Wir freuen uns auf eine lebhafte Debatte mit den politisch Verantwortlichen in Dresden, mit Planer*innen und mit Ihnen und Euch!