Bundesweiter Ideenwettbewerb für den Alten Leipziger Bahnhof

Das Stadtplanungsamt treibt die Entwicklung der Leipziger Vorstadt einschließlich des Alten Leipziger Bahnhofs weiter voran  – weg von der Idee eines überdimensionierten Einzelhandels mit 1000 Parkplätzen. Als Partner dafür hat der Baubürgermeister die Johannes-Göderitz-Stiftung in Braunschweig gewonnen.

Das Enturfsgebiet für den Johannes-Göderitz-Wettbewerb 2019 in Dresden. Quelle: Auslobung, Seite 9.

Die Göderitz-Stiftung widmet ihren Städtebaulichen Wettbewerb für Studierende der Architektur in ganz Deutschland in diesem Jahr dem Gebiet des Masterplans für die neue Leipziger Vorstadt, und zwar unter dem Motto „Dresden Commoning“. Dahinter verbirgt sich die Aufgabe, Stadtviertel zu entwerfen, die möglichst viele Anknüpfungspunkte für nachbarschaftliche Netzwerke und für gemeinschaftliches Leben und Arbeiten bieten und auf diese Weise das städtische Gemeinwohl gezielt fördern.

Die Aufgabenstellung ist bewußt visionär angelegt. Es geht nicht nur um bauliche Lösungen; es geht  vor allem darum, über die Verteilung und Verwendung von Ressourcen in der Stadt nachzudenken. Wörtlich heißt es in der Auslobung (S.5):

Das Konzept des ‚commoning‘ (deutsch: Allmende) hat sich in den letzten Jahren auch in den wissenschaftlichen Diskursen von Architektur und Planung etabliert. Es steht für eine kollektive Produktion und Verwaltung von städtischen Ressourcen für und von deren NutzerInnen. Räume der ‘Commons‘ modizieren private und auch öffentliche Räume durch deren Aneignung anhand kontinuierli- cher Gestaltungs- und Regelungsprozesse. Mit diesem Ansatz entstehen überall in der Welt Gemeinschaftsgärten, Tauschläden, Kunstinstallationen und auch gemein- schaftliche Wohn- oder Arbeitsprojekte (CoLiving, CoWorking), nachbarschaftliche Straßeninitiativen, genossenschaftliche Markthallen, lokale Wasserkreislaufsysteme und viele weitere Orte der Koproduktion. Sie eröffnen neue soziale, ökonomische und politische Debatten, die nach Antworten auf zeitgenössische Herausforderungen für Stadtplanung suchen. Wie kann ein neues Quartier Raum für commoning anbieten?

Und weiter (S. 21):

Auf Basis einer Analyse lokaler Ressourcen und Akteure werden gemeinwohlorientierte Zukunftsszenarien für die bestehenden und zukünftigen Dresdenerinnen und Dresdener erwartet. Dabei soll neben dem Wettbewerbsgebiet explizit die Gesamtstadt betrachtet werden. Am rechten Elbufer unterhalb der Marienbrücke bieten der Alte Leipziger Bahnhof sowie der Neustädter Hafen mit der umliegenden Leipziger Vorstadt eine aufmerksamkeits- und geschichtsge- ladene Kulisse, um kollektive Formen des Wohnens, Arbeitens, Lernens und der Kultur auf Grundlage gegenwärtiger Ressourcen der Stadtproduktion vorzuschlagen. Die bereits fortgeschrittenen Planungen zwischen Elbe und Leipziger Straße sind kritisch zu hinterfragen und in die eigene Entwurfsarbeit einzuordnen. Alternative Konzepte sollten eine vergleichbare oder höhere Anzahl an Wohnungen anbieten.

Das Konzept für den Wettbewerb ist an der Technischen Universität Berlin entwickelt worden. Sechs weitere Architekturfakultäten beteiligen sich an dem Wettbewerb. Die studentischen Arbeitsgruppen waren im April in Dresden und entwickeln nun an ihren Universitäten bis zum 1. Oktober ihre Vorschläge. Im vierten Quartal 2019 sollen der Wettbewerb entschieden und die Arbeiten in Dresden ausgestellt werden.

Pressemitteilung der Stadtverwaltung vom 23. Mai 2019

Informationen der Johannes-Göderitz-Stiftung zum Wettbewerb

Volltext der Auslobung als pdf (sehr lesenswert!)

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